Hinter der Stirn befindet sich jener Teil des Gehirns, der Präfrontaler Cortex genannt wird. Der PFC wird „immer wieder im Zusammenhang mit Aufmerksamkeit, Nachdenken, Entscheidung und Planung genannt und gilt als Sitz der Persönlichkeit. Bei solch gewichtigen Funktionen wundert es nicht, dass der PFC die Struktur im menschlichen Hirn ist, die am meisten Zeit für ihre Entwicklung braucht: bis zu 25 Jahre dauert es, bis er völlig ausgereift ist.“ Zitat. In dieser Zeit entwickeln sich im PFC die grundlegenden Exekutivfunktionen: „… gerichtete Aufmerksamkeit – die Störendes auch unterdrücken kann –, die Organisation komplexer Handlungen als Ablauf von Einzelschritten, die Planung – auch die zeitliche Planung in Form einer sinnvollen Reihenfolge –, die fortlaufende Überwachung und Funktionen des Arbeitsgedächtnisses. Zitat ebenda.

Für unsere Arbeit ist die wechselseitige Wirkung zwischen PFC und Amygdala von besonderer Bedeutung. Wir erinnern uns: ich werfe dem Kollegen etwas zu und seine Amygdala fängt schneller als der Kollege denken kann. Ich bekomme den Gegenstand von ihm zurück und hole mit der Hand aus, um erneut zuzuwerfen. Wieder fängt er zielsicher. Wenn ich nun ein drittes Mal mit einer Handbewegung nur andeute, werfen zu wollen, zuckt bereits die Hand des Kollegen, um zu fangen. Das hat er beim ersten Wurf natürlich nicht gemacht.

Was hat sich neuronal im Gehirn des Kollegen zwischenzeitlich getan:

1. Wurf
Thalamus (Eingangspforte) an Amygdala (Rauchmelder) : „Paß auf, da kommt …“
Amgydala an Thalamus: „Danke für die Info, aber Du weiß doch ich bin die Schnellste von der Truppe. Habe schon fangen lassen.“
Hippocampus (in der Rolle Kurzzeitgedächtnis): „He Leute, was soll i c h machen?“
Amygdala an Hippocampus: „Ja, merke Dir mal kurz. Wenn innerhalb von 10 Minuten nichts passiert, vergiß es wieder.“

2. Wurf
Thalamus an Amygdala: „Paß auf, da …“
Amgydala an Thalamus: „Ja, ja, ja. Ist ja gut. Habe schon fangen lassen.“
Hippocampus (in der Rolle Kurzzeitgedächtnis): „He Leute und was soll ich j e t z t machen?“
Amygdala an Hippocampus: „Ja, nochmal kurz merken. Wenn sich das gleich wiederholen sollte, müssen wir drüber reden.“

3. Wurf
Thalamus an Amygdala: „Fang!.“
Amgydala an Thalamus: „Erledigt!“
Hippocampus (nun in der erweiterten Rolle des LErnorganisators für Gedächtnisbildung): „He Leute, jetzt gibt’s doch aber was zu tun?!“
Amygdala an Hippocampus: „Ja, ich fürchte der Referent wird das weiter mit uns machen, vielleicht auch in der nächsten Stunde – also für mittelfristiges Merken sorgen, indem Du dem PFC Bescheid gibst und zwischen mir und ihm eine Standleitung schaltest.“
Hippocampus „Mache ich sofort.“ und dann an den PFC gewandt: „Hast Du mitbekommen, daß der Referent mit Gegenständen wirft?! Das verknüpfen wir beide jetzt mal mit den passenden Assoziationen und schicken von jeder der Amgdala ein Memo.“
PFC am Hippocamous und Amygdala: „Danke Ihr beiden, jetzt gibt es endlich mal wieder was zu tun für mich!“

Siehe auch www.dasgehirn.info/grundlagen/anatomie/die-amygdala

So schnell und nachhaltig lernt also unser Gehirn, eins. zwei, drei und es ist ein „Schutzprogramm“ geschrieben und wenn ich am darauffolgenden Seminartag das Stofftier nur vom Tisch in die Hand nehme, werden Amygdala und PFC in Kooperation die Fanghand des Kollegen in Alarmbereitschaft versetzen.

Leider gibt es aber auch Nebenwirkungen dieser Schutzfunktion der Amygdala. Mehr davon morgen.