2.4.2 Von der Unmöglichkeit, jemand etwas zu lehren

„Folgt man den Erkenntnissen der neueren Systemtheorien, so ist eine Intervention – wie z. B. eine Motivation – bei einem Gegenüber nicht möglich, da die Gelingensbedingungen nicht erfolgssicher von der Person, die interveniert, kontrolliert werden können.  Innerhalb der systemisch-konstruktivistischen Didaktik spricht man daher davon, dass Individuen lernfähig aber unbelehrbar seien. Damit bezieht man sich auf die unvermeidbare subjektive Rahmung innerhalb derer das als Selbstbewegung möglich ist, was möglich ist. In Lehr-Lern-Veranstaltungen lernen Menschen zwar, doch folgt dieses Lernen einer eigenen biografisch systemischen Logik. Man kann Teilnehmer … zwar ‚belehren‘, doch folgt ihre Aneignungsbewegung ihren individuellen – ‚eigensinnigen‘ – Mustern in Emotionen und Kognitionen. … findet Lernen immer dann statt, wenn Individuen das aufgreifen, was ihnen für die persönliche Lebenspraxis bedeutsam erscheint.“ (1)

Im Coaching haben wir Angehörige vor uns, die einen aktuell bedeutsamen Lebenskontext mitbringen und diesen verändern wollen. Gleichwohl sollten wir uns bewußt sein, daß eine sichere Instruierung nicht möglich sein wird. Wir können die Wirksamkeit optimieren indem wir permanent für kleinschrittigen Rapport sorgen, d.h. immer und immer wieder Rückkopplungsfragen stellen, ob wir mit dem Klienten hier und jetzt noch im gleichen Boot sitzen und unterwegs sind. Dazu bedarf eines genauen und langsamen Arbeitens Schritt für Schritt. Dann innehalten und rückkoppeln. Wenn der Fokus im Erkennen und lernen notwendiger Fertigkeiten besteht, wird reden nicht reichen. Diese Fertigkeiten muß der Coach als Modell zeigen und vorspielen und der Klient muß in Rollenspielen sich selbst und seinen eigenen Stil finden können. (2)


(1) Arnold u. Schön. Ermöglichungsdidaktik und die Unmöglichkeit, Beratung zu lehren. Zeitschrift KONTEXT 2017 Band 48/3. Seite 245

(2) siehe Kap. 3.6 Rollenspiele: Neuronale Programme entwickeln