12.5 Wenn Max es nicht schafft

Manchmal gesteht ein May ein, daß er es nihct schafft, konsumfrei zu werden. Die Eltern werden diesen Entschluß angemessen würdigen und Max „bitten“, mit zum Coach zu kommen. Das müssen wir näher betrachten:

Im Idealfall sollte der Coach im Kontext einer Suchthilfeeinrichtung angesiedelt sein. Der Coach hätte dann die Möglichkeit der Vermittlung in Entzug und Rehabilitation.

Die Eltern würden Max sagen, sie hätten jemand aus der Suchthilfe kennengelernt, der ihnen kompetent erschiene und zu dem wolle man jetzt gemeinsam gehen. Auch hier bestehen die Eltern auf ihrer Forderung.

Wenn der Coach in einem anderen Hilfekontext tätig ist, z. B. in der Jugendhilfe, muß er sich einen Kooperationspartner in der Suchthilfe suchen, der die Vermittlung übernehmen würde.

Wenn Max konsumfrei werden möchte, dieses jedoch selbst nicht schafft, gibt es die Möglichkeiten stationärer Angebote. Ambulante Angebote ziehe ich niemals bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Betracht, weil sie damit als Nochkonsumierende überfordert wären. Wenn man es alleine im Alltag nicht schafft, konsumfrei zu werden, kommen die beiden stationären Angebote in Betracht: Entzug mit 1-2 Wochen Aufenthalt auf einer Entzugs- / Entgiftungsstation in einem Fachkrankenhaus und eventuell anschließender stationärer Rehabilitation (Therapie).

Im Vorfeld sollte der Coach mit den Eltern klären, ob sie „nur“ einen Entzug fordern oder auch eine stationäre Therapie (Rehabilitation).

Manchmal reicht ein Entzug, um auch danach konsumfrei leben zu können, dann wäre eine stationäre Rehabilitation sozusagen eine Kür-Leistung, es sei denn es gäbe gute Gründe, von Vorneherein eine stationäre Therapie zu fordern.
Solche Gründe können entstehen aus einer sehr desolaten Schulsituation, um hier einen schulischen Break zumachen; der intensive Bezug von Max zu einer Konsumentenszene; begleitende Beeinträchtigungen, wie Depressionen, Hyperaktivität; auf Seiten der Eltern, daß sie Abstand benötigen, weil sie sich ausgepowert fühlen, noch verwirrt oder unorientiert sind und erst an ihrer Beziehung zu Max arbeiten wollen etc.

Wenn es bei einem Entzug bleibt und Max für die Zeit danach versichert, er werde konsumfrei leben, haben die Eltern auch hier die Forderung nach einem Jahr mittels Drogenscreenings nachzuweisen, daß die Konsumfreiheit auch umgesetzt wird. Wie schon zuvor bemerkt, ist auch dieses nicht verhandelbar.

Wenn es nach einem Entzug um die Vermittelung in eine stationäre Rehabilitation geht, so werden die Eltern (möglichst immer beide) Max zu den jeweiligen Termin zum Vermittler (= möglichst der Coach) begleiten. Es geht nicht darum, Max klein zu halten oder unnötig zu bevormunden, sondern Max wird sich auch nach einem Entzug noch in einer ambivalenten und unsicheren Phase befinden und braucht die elterliche Präsenz, die durch dieses begleitende Handeln eindeutig kommuniziert, daß die Vermittlung nicht zur Disposition steht.

Auch hier kommt es wieder auf Feinheiten in der Beziehungsgestaltung der Eltern zu Max an: Wenn z. B. die Termin in der Suchthilfe feststehen, dann werden die Eltern Max jeweils nur am Vortag erinnern, daß morgen um 15 Uhr der Termin in der Suchthilfe ansteht und sie würden pünktlich um 14.30 mit dem Auto losfahren. Mehr nicht – kein Wort zu viel; schon gar keine Drohung. Die Eltern sollen es riskieren und darauf anlegen, zu schauen, ob Max pünktlich „auf der Matte steht“. Steht er nicht, fahren die Eltern pünktlich alleine los und nehmen den Termin alleine war. Ab da wird die Kommunikation abermals reduziert auf

„Max, wir möchten, daß Du konsumfrei wirst!“

und nichts anders wird im Alltag kommuniziert. Es wird ihm, wenn er abwesend ist, ein Zettel auf das Kopfkissen gelegt (Eine Ausnahme, zu der die Eltern das Zimmer betreten.) etwa mit folgendem Text:

„Lieber Max, leider bist Du heute nicht pünktlich hier gewesen, um zum Termin in die Suchthilfe mitfahren zu können. Wir haben den Termin alleine wahrgenommen. Der nächstmögliche Termin ist am xx.xx.2017 um xx Uhr. Liebe Grüße Mama und Papa.“

Ich interpretiere solche Informationen (Eskapaden) von Max als eine Mitteilung an die Eltern: „Ich kann (noch) nicht glauben, daß Ihr es wirklich ernst meint mit Eurer Forderung. Ich sehne mich so danach, daß Ihr zu einem Fels in der Brandung werdet. Da zu viel Unnützes (für mich nicht Verständliches) geredet worden ist, könnt Ihr es mir nur zeigen. Dann werde ich verstehen.“

Diese Umdeutungen des Unerwünschten Verhaltens von Max sind für Eltern meist etwas Ungewohntes und Neues. Es bedeutet mitunter viel Geduld vom Coach mit den Eltern immer wieder phantasievoll und kreativ zu überlegen, wie unerwünschtes Verhalten und Provokationen von Max als Beziehungsanfragen umgedeutet werden können damit es auf Seiten der Eltern zum Verstehen kommt und ein für Max verständliches Elternverhalten gefunden werden kann, daß auf diese Provokationen reagiert und antwortet.