5.2.1 Deeskalationsstrategie

Tit for tat ist eine Strategie, mit Konflikten konstruktiv und ohne Eskalation umzugehen. Entwickelt wurde sie aus der Spieltheorie, einem Zweig von Mathematik und Wirtschaft und geht insbesondere zurück auf das sogenannte Nash-Gleichgewicht, benannt nach seinem Entdecker John Nash, der dies bereits 1950 publizierte. Formal wurde die Tit für Tat Strategie in den 1960er Jahren von Anatol Rapoport erarbeitet. Bekannt als „Tit for Tat“ wurde sie einer breiten Öffentlichkeit durch das Buch Die Evolution der Kooperation von Robert Axelrod,

John Nash

kam am 23. Mai 2015 bei einem Autounfall ums Leben. Seine Frau ebenfalls. Beide waren auf einer Fahrt in einem Taxi nicht angeschnallt als es gegen die Leitplanken prallte.

Für seinen Beitrag zur Spieltheorie hatte Nash 1994 den Wirtschafts-Nobelpreis erhalten. Bekannter wurde John Nash jedoch durch den Film „A beautiful Mind“. John Nash war zwischen 1964 und 1994 an paranoider Schizophrenie erkrankt, worauf sich dann der Spielfilm bezog.

Tit for Tat

Die Strategie geht davon aus,

  • daß ein Aggressor, wenn ich auf ihn freundlich, besänftigend, beschwichtigend reagiere, mein Verhalten als Schwäche interpriert bzw. interpretieren könnte.
  • daß ich grundsätzlich jemand sein sollte, der kooperationsbereit ist.

Um eine Ekalation zu Vermeiden und die Chance zu Kooperation zu erhöhen, wird in Konflikten folgender Ausweg gewählt:

  1. Grundsätzlich freundlich gestimmt sein. Auf andere zugehen. Angebote machen.
  2. Versucht mich jemand (Aggressor) auszunutzen, verhält sich feindlich oder aggressiv, werden wir Stop oder Nein sagen (das nennen wir Musterunterbrechung) und uns weiterer Kommunikation verweigern.
  3. Gleichzeitig „lauern“ wir aber auf ein Kooperationsangebot des Aggressors: bleibt er feindselig, bleibe ich bei Verweigerung; zeigt er sich wieder friedlich, biete ich umgehend Kooperation, Unterstützung etc. an.
  4. Zu meiner freundlichen Grundhalt gehört auch, verzeihen zu können. Ich zeige nich nicht nachtragend, sondern kann das unkooperative Verhalten des Aggressors auf sich beruhen lassen.
  5. Und dazu gehört auch, daß ich nicht neidisch bin: Mir ist der Gesamtgewinn an der Kooperation wichtiger, als mein eigener möglicher Vorteil.

für Eltern

bedeutet dies, nicht auf respektloses pubertäres Verhalten einzusteigen. Verhält sich Sohn oder Tochter respektlos, zunächst STOP sagen und mit tiefer und ernster (präsenter) Stimme hinzufügen:“Sprich freundlich mit mir!“ (oder etwas Ähnliches in dieser Art.)

Bleibt Sohn oder Tochter beim respektlosen Verhalten, gehst Du „einfach“ weg. Laß sie oder ihn stehen und geh aus der Situation raus. Sollte er oder sie Dir folgen, dreh Dich kurz um und sage mit all Deiner Präsenz NEIN oder STOP und geh weiter aus der Situation raus. (1)

Nachdem ersten STOP „lauerst“ Du aber auf ein Kooperationsangebot von Sohn oder Tochter. Zeigt sie/er sich umgehend einigermaßen friedlich? Dann kannst Du zum Inhalt des Gespräches zurückkehren, womit Du Dich kooperationsbereit zeigst.

Das verbale STOP kannst Du auch noch mit einem Handzeichen verstärken. Wichtig ist, daß Du mit dem und nach dem STOP nicht verärgert wirkst, sondern Dich eher neutral bis neugierig zeigst. Sohn oder Tochter sollen aber Deine Entschlossenheit spüren können.

So kannst Du im Alltag immer wieder bei Impulsitvität und pubertärem nervenden Verhalten mit einem STOP reagieren und gleichzeitig kooperationsbereit sein, sobald von Sohn oder Tochter Kopperation angeboten wird.


(1) Körpersprache bei Konfrontationen https://systemische-fortbildung.de/koerpersprache-bei-konfrontationen


Literatur

Robert Axelrod, Die Evolution der Kooperation.
Karl Werner Ehrhardt, Erfolgreich streiten: Wie man seine Ziele durchsetzt und trotzdem alle gewinnen. Mit der Tit-for-Tat-StrategieFrieder Gamm, Verhandlungen gewinnt man im Kopf: erfolgreich kommunizieren mit Neuro-Strategien


mehr zum Thema

John Nash
http://de.wikipedia.org/wiki/John_Forbes_Nash_Jr.

Der Film A Beautiful Mind
http://de.wikipedia.org/wiki/A_Beautiful_Mind_%E2%80%93_Genie_und_Wahnsinn

FAZ 27.02.2013 Machtverzicht zahlt sich aus.
Keiner muss für sich alleine kämpfen. Das beweist der Spieltheoretiker John Nash.
http://blogs.faz.net/fazit/2013/02/27/machtverzicht-zahlt-sich-aus-997/

Tit for Tat
http://de.wikipedia.org/wiki/Tit_for_Tat

Das Gefangenendilemma
http://de.wikipedia.org/wiki/Gefangenendilemma

Die kooperative Spieltheorie
http://de.wikipedia.org/wiki/Kooperative_Spieltheorie