7.4 selbsterfüllende Prophezeihungen: die Kraft der Suggestion

Eine selbsterfüllende Prophezeiung tritt auf, wenn eine Erwartung oder eine Vorstellung davon, was passieren wird, tatsächlich dazu führt, dass es eintritt. In anderen Worten, die Vorstellung, dass etwas passieren wird, beeinflusst das Verhalten und die Handlungen von Menschen auf eine Weise, die dazu führt, dass das, was erwartet wurde, tatsächlich eintritt.

Die Kraft der Suggestion ist ein wichtiger Faktor bei selbsterfüllenden Prophezeiungen. Eine Person, die eine Vorstellung davon hat, wie sich eine bestimmte Situation entwickeln wird, kann diese Vorstellung anderen Menschen vermitteln und sie dazu bringen, auf eine Weise zu handeln, die dazu beiträgt, dass diese Vorstellung wahr wird. Wenn eine Person also einer anderen Person sagt, dass sie etwas nicht tun kann, kann dies dazu führen, dass die Person tatsächlich nicht in der Lage ist, es zu tun.

Dieser Effekt kann in vielen Bereichen des Lebens auftreten, zum Beispiel in der Bildung, der Gesundheit und der Karriere. Wenn beispielsweise ein Lehrer davon überzeugt ist, dass ein Schüler ein schlechter Schüler ist und ihn entsprechend behandelt, kann dies dazu führen, dass der Schüler tatsächlich schlechtere Leistungen erbringt, als er es sonst tun würde. In ähnlicher Weise kann eine negative Erwartungshaltung in Bezug auf die Gesundheit oder die Karriere dazu führen, dass sich diese Situationen tatsächlich verschlechtern.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Kraft der Suggestion sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben kann. Eine positive Erwartungshaltung kann dazu beitragen, dass eine Person ihr volles Potenzial erreicht, während eine negative Erwartungshaltung dazu führen kann, dass eine Person unter ihren Möglichkeiten bleibt. Daher ist es wichtig, sich bewusst zu sein, wie unsere Erwartungen und Überzeugungen unser Verhalten und unsere Handlungen beeinflussen können und wie wir diese Erwartungen gezielt nutzen können, um positive Ergebnisse zu erzielen.

Daher ist es im Elterncoaching so bedeutsam psychoedukativ die Eltern darauf hinzuweisen, daß innerhalb der Gesamtbevölkerung nur 3-5 % der Menschen eine behandlungsbedürftige Suchterkrankung entwickeln.

Das verbinden wir mit der suggestiven Frage an die Eltern: Warum glauben Sie, daß ausgerechnet Max zu diesen 3-5 % gehören würde?

Ein weiterer Aspekt im Coaching: Viele Eltern berichten über ihre Verwunderung, daß Max bei in der Verwandtschaft als netter Junge wahrgenommen wird. Er zeige sich dort wirklich nett und angemessen.

Mir selbst geht es immer wieder so, wenn ich nach den leidvollen Schilderungen der Eltern manche junge Leute kennenlerne, wie überrascht ich immer wieder bin, was für nette Menschen das sind. Die eltern mit ihren Narrationen haben in mir kleine oder auch große Monster imaginiert.

Daher ist es so wichtig, mit den Eltern an einer Stelle in der Ruhephase einmal über den kleinen Max und seine Entwicklungsgeschichte und die Eltern-Kind-Beziehung von früher zu sprechen. Dazu gehört auch explizit zu erfragen, welche netten, sympathischen, liebevollen, kompententen Seiten ihr Max wohl haben mag. Wenn wir das mit den Eltern ausgiebig evaluieren, können sie leichter beginnen, wieder an ihren Max zu glauben und Zuversicht zu entwickeln.