6.2.2.1 Keine Negationen mehr

Vorgestern habe ich mit dem Team einer großen Kindertagesstätte einen Fortbildungabend zur zielorientierten Kommunikation gemacht.

Gerade Vorschulkinder, aber eigentlich gilt das für alle Menschen, brauchen im Alltag eine möglichst klare und eindeutige Sprache. Leider sind wir aber alle sprachlich ziemlich negativ erzogen worden, weil unsere Sprache halt so strukturiert ist. Ich wollte gerade schreiben: muß sie aber „nicht“ sein; da sind wir direkt beim Thema, denn das ist fehlerorientier formuliert; die zielorientierte Formulierung wäre z. B.: Es könnte sprachlich auch anders gehen!

Alles, was wir sagen, wirkt suggestiv. Unser Unbewußtes, das sehr aufnahmebereit für Suggestionen ist, versteht keine Negationen. Geh mal in ein Reisebüro und sage zu dem Menschen hinterm Schreibtisch: Ich möchte in Urlaub fahren, aber nicht nach Italien, auch nicht nach Spanien und auch nicht in die USA – er wird dann immer noch nicht wissen, wo es hingehen soll.

Besser also immer gleich sagen, wo es hingehen soll oder wie man etwas haben möchte.

Im Kontext eines Kindergartens hört sich die fehlerorientierte Kommunikations dann so an:

  • Tobias Du sollst Annika nicht ärgern.
  • Melanie Du weißt doch, daß Du nicht die Rutsche hochfahren darfst.
  • Hubert nicht so hoch werfen.
  • Peter schieß den Ball nicht immer an die Wand.

Das Unbewußte versteht eben die Negation „nicht“ nicht und übrig bleiben die suggestiven hier fett gedruckten „Anweisungen“. Dabei ist es relativ einfach, zielorientiert zu formulieren

  • Tobias sei freundlich zu Annika.
  • Melanie bleib unten mit dem Bobbycar.
  • Hubert, bitte flach werfen.
  • Peter, der Ball jetzt liegen.

Noch ein Beispiel, „nicht“ dran zu denken – die Anführungszeichen machen die Paradoxie deutlich:

Es war einmal ein Schatzsucher, der sich fragte, ob es sich wohl lohnen würde, weiter nach Schätzen zu graben. Er ging zur einer Wahrsagerin und fragte sie: Lohnt es sich für mich, weiter nach Schätzen zu graben. Sie setzten sich und sie schaute tief in ihre Glaskugel hinein. Sie verzog das Gesicht, wiegte denb Kopf hin und her, zog die Schulter hoch und wieder runter, atmete auf ein Mal tief durch und strahlte über das ganze Gesicht: Du wirst der erfolgreichste Schatzgräber des Universums sein. Er: Was muß ich tun? Sie: Paß gut auf! Jedes Mal, wenn Du Deinen Spaten in die Erde stichst, um zu graben, darft Du nicht an eine rosa Nilpferd mit lila Punkten denken!

Gemein. Das ist eine paradoxe Suggestion, die hält ein Leben lang.