12.2.4 Erstmal keine Fragen mehr stellen. Das will geübt sein!

Respekt verlieren: Kinder und Jugendliche fühlen sich häufig von ihren Eltern genervt, wenn diese ständig Fragen stellen: Hast Du schon …? Willst Du nicht mal …? Könntest Du nicht mal wieder …? Wann? Wie? Was? Warum? Wieso? Weshalb? Wozu? Fragen über Fragen. Den ganzen Tag.

Respekt erarbeiten: Eltern, die zu diesem Frage-stellen-Typ gehören, können sich in weniger Fragen stellen üben. Wer das schon probiert und festgestellt hat, daß weniger fragen nicht gelingt, kann für diesen Zweck eine Mini-„Sendepause“ einlegen: ab sofort wird niemandem mehr auch nur eine Frage gestellt – keine einzige Frage mehr und das 2 Wochen lang. In dieser Zeit der Fragen-Abstinenz baut das Gehirn eine nützliche Hemmung auf, Fragen zu stellen.
Eltern werden als Ergebnis feststellen, daß sie nach diesen 2 Wochen, bei jedem Impuls, eine Frage zu stellen, innerlich zögern und kurz überprüfen, wie die Frage, die sie stellen möchten, wohl auf den anderen wirken könnte. Dieser Vorgang läuft dann innerlich wie automatisch ab. Das ist sehr nützlich, weil man dann niemand mehr nervt, sondern alle finden einen entspannt und nett.

Man kann nun diesen gehemmten Impuls, eine Frage stellen zu wollen, nutzen:  Man überlegt zunächst, welche Aussage die Frage beinhalten könnte und formuliert sie zu einer Aussage um. Statt „Wann bist Du heute Abend zu Hause?“ könnte man sagen: „Ich möchte, daß Du heute Abend um …. Uhr zu Hause bist!“
„Kannst Du nicht mal Deine Schuhe wegräumen?“ könnte man sagen „Ich möchte, daß Du Deine Schuhe wegräumst – und zwar jetzt!“
„Hast Du schon Deine Hausaufgaben gemacht?“ könnte man sagen „Zeige mir bitte jetzt Deine fertigen Hausaufgaben!“

Sollte eine Frage keine Aussage beinhalten, dann  bleibt sie ungestellt.

Aber aufgepaßt, das ist keine leichte Übung.
Man wird sehr konzentriert und diszipliniert durch den Alltag gehen.
Man wird diese Fragen-Sendepause nicht nur gegenüber den Kindern anwenden, sondern 2 Wochen x 24 h gegenüber allen Menschen, die einem begegnen, denn sonst baut das Gehirn diese Hemmung nicht zuverlässig auf.

Noch eine Wirkung: Man wird feststellen, daß sich die Beziehung zu den Menschen verändert, denen man bisher die meisten Fragen gestellt hat. Oft tritt zunächst eine Art Vakuum in der Kommunikation auf, aber man darf gespannt sein, wie dieses Vakuum von den anderen (nicht von einem selbst!) nach und nach gefüllt wird. Ein wirklich interessantes Kommunikationsabenteuer.