6.1 Interventionsverlauf

Wir können die ratsuchenden Eltern in fünf Gruppen einteilen mit

  • normalem, akzeptablem Elternverhalten
  • permissivem (1) Elternverhalten
  • getrennt lebenden Eltern (2)
  • rigidem bis (latent) sadistischem Elternverhalten (eher selten) (3)
  • bindungstraumatisierten Pflege- oder Adoptivkindern.

Suchen Eltern eine Beratung wegen Konsumverhalten ihrer Kinder auf, dann bleibt in der Regel wegen einer drohenden Gesundheitsgefährdung nicht viel Zeit für die üblichen Arbeitsansätze, wie eine Eltern-, Familien- oder Jugend- und Drogenberatung, abgesehen davon, daß die meisten Jugendlichen keinen Beratungsbedarf sehen und sich nicht beteiligen werden.

Der Elterncoach wird schon im Erstgespräch den Eltern unverhandelbar 3-5 diagnostische Gespräche in wöchentlichem Abstand anbieten.

Mit der Unverhandelbarkeit zeigt der Coach wie kompetent er ist. Er weiß, wie vorzugehen ist. Selbst wenn sich die Eltern aufgrund der häuslichen Situation ungeduldig zeigen, muß der Coach sagen, wie es ist: Ohne diagnostische Einschätzung kein professioneller Rat und kein kompetentes Vorgehen.
Die Analogie: Jeder Arzt, zu dem ich mit diffusen Bauchschmerzen gehe, wird nicht sagen, bitte gehen sie auf Toilette, sondern eine eingehende diagnostische Untersuchung machen. Rufe ich wegen einer klemmenden Türe einen Tischler an, wird der auch nicht den schnellen Rat geben, daß ein einfach fester ziehen solle, sondern einen Termin machen, um die Türe und die Zarge und den Fußboden eingehend in Augenschein zu nehmen. Solche Vergleiche sind Eltern verständlich.

Aufgrund meiner arbeitsökonomischen Situation habe ich Eltern, sich schon in der diagn. Phase befunden hatten oder noch in der diagnostischen Phase befanden ca. alle 2 Monate 3 psychoedukative Elternabende angeboten:

  1. Abend: die Rauschmittel und ihre Wirkung auf den jugendlichen Organismus; Therapiemöglicheiten
  2. Abend: Pubertät, Elternverhalten, Kommunikation
  3. Abend: Infos zum Elterncoaching

Danach konnten sich die Eltern für oder das Elterncoaching entscheiden.

Entschieden sie sich, erfolgten 1-3 Kontraktsitzungen, um die Modalitäten zu klären und zu vereinbaren: Sitzungsfrequenz, -tag, -zeit. Wer nimmt teil oder ncht. Vorbereitung der Sendepause.

Durchführung der 14tägigen Sendepause und deren Begleitung: Dazu habe ich mehrere Eltern (in der Regel 3-5 neue Fälle) in ein ca. 3wöchiges Zeitfenster gelegt mit der Zusage meiner Ansprechbarkeit für Notfallsituationen über SMS oder WhatsApp (wovon selten Gebrauch gemacht wurde).

Dann erfolgte für die Eltern die 4 meinst eher 6monatige Ruhephase, d. h. ich übte und trainierte mit ihnen die Elternpräsenz, um die Suchtpräsenz abzulösen, je nach Fall mit wöchentlichen oder 14tägigen Gesprächen.

Über die Dauer der Coachings kann ich die Faustregel anbieten: je länger die Konsumzeit „toleriert“ wurde, desto länger dauern auch die Coachingprozesse. Zur groben Orientierung einige Beispiele

  • Kifft Max, soweit die Eltern es wissen, erst seit ein paar Wochen und das auch nicht täglich sind wir mit 8-10 Wochen, oft sogar ohne Sendepause, gut durch.
  • Kifft Max täglich mehr als 3 Monate, wird die Sendepause und eine 4- eher 6monatige Ruhephase benötigt.
  • Kifft Max täglich und nimmt noch andere Stoffe, oftmals Amphetamine, länger als 3-6 Monate, wird die Sendepause und eine 4- eher 6monatige Ruhephase benötigt und danach kann eine Interventionsphase indiziert sein.

(1) Beim permissiven Erziehungsstil gewähren Eltern ihren Kindern viel Freiheit und Autonomie, ohne klare Regeln und Grenzen zu setzen oder strikte Disziplin durchzusetzen. Permissive Eltern sind oft nachsichtig und geben ihren Kindern das Gefühl, dass sie alles tun können, was sie wollen.

Dieser Erziehungsstil kann dazu führen, dass Kinder verwöhnt und selbstsüchtig werden, da sie lernen, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse wichtiger sind als die Bedürfnisse anderer. Kinder, die in einer permissiven Umgebung aufwachsen, können auch Schwierigkeiten haben, Regeln und Grenzen zu akzeptieren und Probleme zu lösen, da ihnen nie beigebracht wurde, wie man angemessen mit Konsequenzen umgeht.

Insgesamt kann der permissive Erziehungsstil dazu führen, dass Kinder Schwierigkeiten haben, sich in der Gesellschaft zurechtzufinden, da sie nicht gelernt haben, wie man verantwortungsvoll handelt und Entscheidungen trifft. Es ist wichtig, dass Eltern eine angemessene Balance zwischen Freiheit und Struktur finden, um ihren Kindern ein gesundes Maß an Autonomie und Selbstvertrauen zu vermitteln, während sie gleichzeitig Regeln und Grenzen setzen und disziplinieren, um ihnen beizubringen, wie man verantwortungsbewusst handelt.

(2) Kinder aus „Broken Home“ Familien sind Kinder, die in Familien aufwachsen, in denen die Eltern geschieden oder getrennt sind oder in denen ein Elternteil abwesend ist. Diese Kinder können sich in verschiedenen Bereichen ihres Lebens anders entwickeln als Kinder aus Familien mit intakten Beziehungen.

Einige mögliche Auswirkungen auf Kinder aus „Broken Home“ Familien können sein:

  • Emotionale Probleme: Kinder können Schwierigkeiten haben, sich emotional zu stabilisieren, wenn sie sich in einer instabilen und unvorhersehbaren Umgebung befinden. Sie können auch unter Trennungsangst, Schuldgefühlen und einem Gefühl des Verlusts leiden.
  • Verhaltensprobleme: Kinder können aggressiver, rebellischer oder unkontrollierbarer sein, wenn sie in einer unstabilen Umgebung aufwachsen. Sie können auch Schwierigkeiten haben, sich an Regeln und Grenzen zu halten.
  • Probleme in der Schule: Kinder aus „Broken Home“ Familien können Schwierigkeiten haben, sich auf ihre Schulaufgaben zu konzentrieren oder ein geringeres Selbstwertgefühl haben. Sie können auch häufiger Fehlzeiten oder Schulabbrüche aufweisen.
  • Schwierigkeiten bei der Bildung von Beziehungen: Kinder können Schwierigkeiten haben, Beziehungen aufzubauen oder eine dauerhafte Bindung mit anderen Menschen einzugehen, wenn sie in einer instabilen Umgebung aufgewachsen sind. Sie können auch Probleme haben, Vertrauen aufzubauen oder sich anderen gegenüber zu öffnen.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Kinder aus „Broken Home“ Familien zwangsläufig Probleme haben werden. Viele Kinder aus diesen Familien wachsen zu gesunden und erfolgreichen Erwachsenen heran. Eine unterstützende Umgebung und die Unterstützung durch Familienmitglieder, Freunde und Fachleute können dazu beitragen, dass Kinder aus „Broken Home“ Familien erfolgreich aufwachsen.

(3) Ein rigides bis sadistisches Elternverhalten bezieht sich auf einen extrem autoritären Erziehungsstil, bei dem Eltern sehr strenge Regeln und Grenzen setzen und körperliche Bestrafungen und psychische Manipulationen einsetzen, um ihre Kinder zu disziplinieren.

Eltern, die sich auf diese Weise verhalten, können ihre Kinder oft unterdrücken und unterwerfen und ihnen das Gefühl geben, dass sie keine Kontrolle über ihr Leben haben. Kinder, die in einem solchen Umfeld aufwachsen, können sich ängstlich und unsicher fühlen und Schwierigkeiten haben, Vertrauen in sich selbst und andere aufzubauen. Es kann auch zu einer emotionalen und psychischen Traumatisierung führen.

Es ist wichtig, dass Eltern ein gesundes Maß an Autorität ausüben und dabei Regeln und Grenzen setzen, aber gleichzeitig auch eine unterstützende, liebevolle und einfühlsame Beziehung zu ihren Kindern aufrechterhalten. Körperliche Bestrafungen und psychologische Manipulationen sollten vermieden werden, da sie das Vertrauen und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beeinträchtigen können. Es ist auch wichtig, Kindern beizubringen, wie sie ihre Gefühle ausdrücken und Probleme lösen können, um ihnen ein Gefühl von Autonomie und Selbstvertrauen zu vermitteln.