1.2.2 Coaching ist anders als Beratung

Systemische Beratung und das systemische Elterncoaching sind zwei Ansätze, die auf ähnlichen Prinzipien und Methoden basieren, aber auch Unterschiede aufweisen. Hier sind einige wichtige Unterschiede:

1. Zielsetzung
– Beratung: In der systemischen Beratung steht die Lösung von Problemen und die Unterstützung bei Veränderungsprozessen im Vordergrund. Der Fokus liegt oft darauf, konkrete Probleme zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.
– Elterncoaching verfolgt das Ziel, Eltern zu unterstützen, aber auch stringend zu trainieren (vergleichbar einem Sportcoach), sich für die Konsumfreiheit des Konsumenten einzusetzen.

2. Kontext
– Beratung: Systemische Beratung findet dort statt, wo komplexe zwischenmenschliche Beziehungen und Dynamiken vorhanden sind.
– Coaching: Systemisches Coaching kann in verschiedenen Kontexten stattfinden, einschließlich beruflicher Entwicklung, persönlichem Wachstum, Sport oder anderen Lebensbereichen.
– Elterncoaching Elternpräsenz statt Suchtpräsenz findet im Rahmen der Suchthilfe statt, wobei der Coach in dem Konzept ausgebildet sein sollte und sich supervidieren läßt.

3. Verhältnis zwischen Berater/Coach und Klient
– Beratung: Der Berater hat in der Regel mehr Fachkenntnisse und Erfahrung als der Klient und bietet dem Klienten seinem psychischen / Herkunftsfamilien- / Heimat-System Beratungssettings an, die die Wahlmöglichkeiten erweitern, den eigenen Weg, die eigene Lösung zu finden
– Elterncoaching umfasst eine Vielzahl von Merkmalen, die darauf abzielen, Eltern auf individueller oder Elternpaarebene zu unterstützen, um ihre Präsenz zu verbessern und ihr Ziel, sich für Konsumfreiheit einzusetzen, zu erreichen.

1. Zielorientierung: Elterncoaching konzentriert sich darauf, klare Ziele zu setzen, sei es die Verbesserung der Elternpräsenz, die Entwicklung spezifischer Fähigkeiten, die Erreichung familiärer Meilensteine im Rahmen konstruktiver Ablösungsprozesse oder persönliche Ziele der Eltern.

2. Individualisierung: Ein wesentliches Merkmal des Elterncoachings ist die individuelle Betreuung und Anpassung an die Bedürfnisse jener Eltern, die mit einem konsumierenden Sohn / Tochter konfrontiert sind. Der Coach berücksichtigt die persönlichen Stärken, Schwächen, Ziele und den Entwicklungsstand der Eltern.

3. Feedback: Kontinuierliches und konstruktives Feedback ist ein Schlüsselelement des Elterncoachings. Durch Feedback können Eltern ihre Wirksamkeit verstehen, verbessern und anpassen.

4. Technik und Taktik: Elterncoaching beinhaltet die Entwicklung und Verfeinerung von Fähigkeiten (Präsenz), Fertigkeiten (Kommunikation) sowie taktischen Strategien, die für die jeweilige Eltern-Konsument-Beziehung relevant sind.

5. Sucht-professionelle Unterstützung: Neben den familiensystemischen Aspekten (bezogene Individuation) beinhaltet Elterncoaching auch die psychologische Unterstützung der Eltern. Dies kann die Bewältigung von Druck, die Entwicklung von mentaler Stärke, die Steigerung des Selbstvertrauens und der Präsenz und die Förderung der Motivation umfassen.

6. Planung und Periodisierung: Elterncoaching beinhaltet die Entwicklung von „Trainingsplänen“ (Einüben von Präsenz) und Periodisierungskonzepten (die Coachingphsen), um sicherzustellen, dass die Eltern ihre Ziele erreichen und sich gleichzeitig vor Verletzungen schützen.

7. Teamarbeit: Elterncoaching beinhaltet die Förderung von Teamarbeit zwischen den Beteiligten (Netzwerk) und die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen dem Elternpaar, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

8. Wirksamkeitsanalyse: Durch die Analyse des Elternverhaltens unterstützt der Coach die Eltern dabei, ihre Wirksamkeit zu bewerten, Stärken und Schwächen zu identifizieren und Strategien zur Verbesserung zu entwickeln.

9. Motivation und Inspiration: Ein guter Elterncoach motiviert und inspiriert die Eltern, ihr Bestes zu geben, d.h. bei den geplanten Schritten zu bleiben und diese umzusetzen, sich zu verbessern und ihre Ziele zu erreichen, auch in schwierigen Zeiten.

10. Ethik und Integrität: Elterncoaching umfasst auch die Vermittlung von wichtigen Werten wie Respekt, Teamgeist und Engagement.

4. Zeitrahmen
– Beratung: Systemische Beratung kann in der Regel eine längere Dauer haben, um komplexe Probleme zu bearbeiten und nachhaltige Veränderungen zu unterstützen.
– Coaching: Systemisches Elterncoaching findet in fokussierten Sitzungen stattfinden, die dem Konzept Elternpräsenz-statt-Suchtpräsenz folgen, d. h. schrittweise spezifische Ziele im eigenen Elternverhalten zu erreichen und die Herausforderungen im Leben mit einem konsumierenden „Kind“ zu bewältigen. Zum Zeitrahmen könnte die Faustregel helfen: Je länger ein Jugendlicher mit Wissen der Eltern konsumiert, desto länger dauert das Elterncoaching.

5. Struktur und Prozess
– Beratung: Systemische Beratung kann strukturiert sein und verschiedene Techniken wie z. B. Arbeit mit Genogrammen, Fragetechniken und Interventionen umfassen.
– Elterncoaching Elternpräsenz-statt-Suchtpräsenz, zu dem sich Eltern entschließen, folgt einem Rahmen, der aus spezifischen Phasen besteht, innerhalb derer die Eltern neues kommunikatives Verhalten einüben und trainieren. Die Beziehung zwischen Coach und Eltern konzentriert sich auf den Prozess der Selbstreflexion und der elterlichen Entwicklung im Ablösungsprozess bezogener Individuation.