6.6 die verschlüsselten Botschaften

Verschlüsselte Botschaften in der Kommunikation sind Mitteilungen, die bewusst oder unbewusst verschleiert oder versteckt sind und mehrere Bedeutungsebenen haben können. Diese Botschaften können direkt oder indirekt sein und können mehrdeutig sein, so dass sie von verschiedenen Menschen unterschiedlich interpretiert werden können.

Ein Beispiel für eine verschlüsselte Botschaft in der Kommunikation könnte sein, wenn jemand sagt: „Es ist okay“, aber in Wirklichkeit sind sie verärgert oder enttäuscht oder sie will einfach ihre Ruhe haben. Die Worte „Es ist okay“ können eine positive Bedeutung haben, aber die tatsächliche Stimmung und Haltung der Person kann eine andere sein.

Eine andere Form der verschlüsselten Botschaft kann auch eine nonverbale Kommunikation sein, wie zum Beispiel Körpersprache, Mimik, Tonfall oder Augenkontakt. Eine Person kann sagen, dass sie glücklich oder zufrieden ist, aber ihre Körpersprache, ihr Tonfall oder ihre Augen können eine andere Botschaft senden, die auf eine versteckte Bedeutung hinweist.

Verschlüsselte Botschaften können auch aufgrund von persönlichen Erfahrungen, Glaubenssystemen, Überzeugungen oder kulturellen Unterschieden unterschiedlich interpretiert werden. Es ist wichtig, auf diese Botschaften zu achten und zu versuchen, sie zu entschlüsseln, um Missverständnisse und Konflikte in der Kommunikation zu vermeiden.

Beispiele aus dem Elterncoaching:

Max: „Ich komme nicht zu einem Familiengespräch:“
Hypothese für eine Entschlüsselung: „Sie Berater, ich habe Schiß, daß ein Familiengespräch aus dem Ruder laufen könnte. Werden Sie alles im Griff haben und mich schützen?“

Ein Vater: „Das schaffe ich nicht, Max auf diese Weise anzusprechen.“
Hypothese für eine Entschlüsselung: „Sind Sie wirklich der richtige Coach, der hier weiß, was er tut und der mich ausreichend unterstützen kann?!“

Eine Mutter alleinerziehend: „Wissen Sie was, ich schmeiß hier alles hin. Das bringt sowieso nichts.“
Hypothese für eine Entschlüsselung: „Ich bin verzweifelt und komme an meine Grenzen. Sind Sie als Coach wirklich sicher, daß wir zum Ziel kommen und halten Sie das mit mir zusammen aus?“

Die Erfahrung zeigt, daß Klienten es nicht gewohnt sind, offen Zweifel und Bedenken zu kommunizieren oder sich fürchten, das offen zu tun. Also greifen sie unbewußt zu verschlüsselten Botschaften.

Hinter der verschlüsselten Borschaft, mit der Klienten aversiv reagieren befindet sich der Prüfstein mit einer Anfrage an uns

  • muß das wirklich sein?
  • hältst Du mich aus?
  • glaubst Du wirklich, ich schaffe das?
  • usw.

Wenn wir die Botschaft allzu schnell und allzu wörtlich nehmen, dann sollten wir uns nicht ins Bockshorn jagen lassen, sondern Standing, Beharrlichkeit und Zuversicht signalisieren und zunächst bei unserem Anliegen bleiben. Damit bewegen wir uns zwar auf der Gratwanderung zwischen „den Klienten mit seiner Äußerung nicht ernst nehmen“ und der möglichen verschlüsselten Botschaft, aber muten wir doch den Klienten an dieser Stelle zu, daß sie sich gegen unsere Beharrlichkeit auch wehren können. Es ist das Austarieren dieser Gratwanderung, die häufiger weiterführt als wir gedacht haben.