Reframe für einen Raucher

„Ich bin Raucher“ hört sich schon mal ziemlich endgültig/bestimmt an
„und möchte das Rauchen einstellen“.

Frage:              Wie viele Zigaretten rauchen Sie am Tag?

Antwort:           20 Zigaretten

Frage:              Wie lange rauchen Sie an jeder dieser Zigaretten?

Antwort:           6 Minuten

Aussage:          Das bedeutet, dass Sie am Tag 120 Minuten rauchen!
Oder anders gesagt: 2 Stunden?

Antwort:           Ja, stimmt.

Frage:              Das bedeutet dem zu Folge, dass Sie 22 Stunden nicht rauchen? Also sind Sie ein Nichtraucher, der 2 Stunden am Tag raucht? Stimmt das?

Damit haben wir eine wesentliche Verkleinerung des Problems erreicht und den Klienten in einen neuen Rahmen gebracht.

Reframing bedeutet nicht, die Welt durch eine rosarote Brille zu betrachten. Probleme verschwinden nicht von selbst. Es muss immer noch daran gearbeitet werden. Doch wenn wir mehrere Möglichkeiten haben, die Probleme zu betrachten, können wir sie leichter lösen.

Reframings sind übrigens oft besser, wenn sie als Frage daherkommen anstatt als Behauptung.

Beispiel:

Ein Klient sagt:                                     „Ich war als Kind immer so alleine.“

Der Reframe des Therapeuten:             „Kann es sein, dass Du dadurch sehr früh ein selbständiger Mensch wurdest?“

Damit versetzt er den Klienten sofort in einen anderen Kontext (anderen Zusammenhang).

Im Zuge ihrer Erläuterungen nennen Bandler und Grinder die praktische Arbeit Virginia Satirs, die in der Familientherapie das inhaltliche Reframing als eines ihrer wichtigsten Handwerkszeuge betrachtet. Sie führen das folgende Beispiel an, in dem Virginia mit einer Familie arbeitete.

Der Vater war Bankier und wird als steifer Kerl beschrieben. Die Mutter war Hausfrau und wird als beschwichtigende Person beschrieben. Der Vater beklagt sich in einer der Therapiesitzungen über die Sturheit der Tochter und wirft der Mutter vor, bei der Erziehung Fehler diesbezüglich gemacht zu haben.

Als er diese Vorwürfe wiederholt, drehte sich Virginia Satir zu ihm um, sah ihn an und meinte:

Satir     „Sie sind doch ein Mann, der es im Leben zu etwas gebracht hat. Stimmt das?“

Mann:   „Ja.“

Satir:    „Wurde Ihnen das alles einfach geschenkt? Gehörte die Bank Ihrem Vater und er brauchte nur zu sagen, nimm sie, du bist der Präsident?“

Mann:   „Nein, nein. Ich habe mich hochgearbeitet.“

Satir:    „Dann sind Sie ganz schön beharrlich, nicht wahr?“

Mann:   „Ja.“

Satir:    „Nun gut, es gibt also einen Teil von Ihnen, der es Ihnen ermöglicht hat, dort hinzukommen, wo Sie sind, und ein guter Bankier zu sein. Und manchmal müssen Sie Menschen Dinge abschlagen, die Sie ihnen lieber gewähren würden, einfach weil sie wissen, dass später etwas Unangenehmes daraus erwachsen könnte, wenn Sie es täten.“

Mann:   „Ja.“

Satir:    „Gut, es gibt einen Teil von Ihnen, der stur genug ist, um sie auf verschiedene Weise effektiv zu schützen.“

Mann:   „Nun ja. Sie wissen ja, dass man solche Dinge nicht außer Kontrolle geraten lassen kann.“

Satir:    „Jetzt möchte ich, dass Sie sich umdrehen und ihre Tochter anschauen und sich unmissverständlich klar machen, dass Sie ihr beigebracht haben, stur zu sein und für sich einzustehen, und dass das etwas Unbezahlbares ist. Diese Fähigkeit, die Sie ihr mitgegeben haben, kann man nicht kaufen, und vielleicht kann sie ihr das Leben retten. Stellen Sie sich vor, wie wertvoll diese Fähigkeit sein wird, wenn Ihre Tochter zu einer Verabredung mit einem Mann geht, der schlechte Absichten hat.“

Literatur:

Richard Bandler und John Grinder, Reframing. Ein ökologischer Ansatz in der Psychotherapie