Co-Abhängigkeit Fachliteratur
Auch in der übrigen Fachwelt ist das Konzept der Co-Abhängigkeit umstritten und wird von einigen Kritikern als stigmatisierend und pathologisierend empfunden., weil Angehörige, die einem Suchtkranken helfen möchten, selbst als „krank“ oder „gestört“ dargestellt werden. Dadurch kann sich ein stigmatisierendes und negatives Selbstbild bei den Angehörigen entwickeln, was sie davon abhält, Hilfe zu suchen oder sich zu öffnen.
Hier sind einige Stimmen aus der Kritik:
- Einige Psychologen und Therapeuten argumentieren, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu ungenau und zu unspezifisch ist, um als klinische Diagnose verwendet zu werden. Sie sagen, dass es zu viele verschiedene Arten von Beziehungen zwischen Suchtkranken und Angehörigen gibt, um sie alle unter dem Begriff „Co-Abhängigkeit“ zusammenzufassen.
- Andere Kritiker sagen, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu moralisch beladen ist und zu viel Schuld und Scham auf Angehörige von Suchtkranken legt. Sie argumentieren, dass es unfair ist, die Verantwortung für die Suchterkrankung allein den Angehörigen zuzuschreiben, anstatt sie als Teil eines komplexen Beziehungsgeflechts zu betrachten.
- Einige Menschen sagen, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf Frauen als Opfer von Suchtkranken fokussiert ist und Männer als Täter darstellt. Sie argumentieren, dass es wichtig ist, das Konzept der Co-Abhängigkeit aus einer feministischen Perspektive zu betrachten und die Rolle von Geschlecht, Macht und sozialen Strukturen in der Beziehung zwischen Suchtkranken und Angehörigen zu berücksichtigen.
- Einige Kritiker sagen, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf individuelle Faktoren wie Persönlichkeit oder psychische Gesundheit fokussiert ist und strukturelle Faktoren wie Armut, soziale Isolation oder Traumatisierung vernachlässigt. Sie argumentieren, dass es wichtig ist, das Konzept der Co-Abhängigkeit im Kontext sozialer und ökonomischer Bedingungen zu betrachten.
Es gibt viele Kritiker des Konzepts der Co-Abhängigkeit, daher kann ich hier nur eine begrenzte Auswahl von Namen geben:
- Gabor Maté (1): Er ist ein kanadischer Arzt und Autor, der kritisiert hat, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf individuelle Faktoren fokussiert und die strukturellen Ursachen von Suchterkrankungen vernachlässigt.
- Claudia Black: Sie ist eine amerikanische Therapeutin und Autorin, die kritisiert hat, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf Frauen als Opfer von Suchtkranken fokussiert ist und Männer als Täter darstellt.
- Anne Wilson Schaef: Sie ist eine amerikanische Autorin und Therapeutin, die argumentiert hat, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf individuelle Faktoren wie Persönlichkeit oder psychische Gesundheit fokussiert ist und strukturelle Faktoren wie Armut, soziale Isolation oder Traumatisierung vernachlässigt.
Ja, es gibt auch deutschsprachige Experten, die sich kritisch mit dem Konzept der Co-Abhängigkeit auseinandersetzen. Hier sind einige Namen:
- Franz Ruppert: Er ist ein deutscher Psychologe und Autor, der sich mit dem Konzept der Traumafolgen auseinandersetzt und kritisiert, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf individuelle Faktoren fokussiert und die traumatischen Erfahrungen von Angehörigen vernachlässigt.
- Rüdiger Holzboog: Er ist ein deutscher Psychologe und Autor, der sich ebenfalls kritisch mit dem Konzept der Co-Abhängigkeit auseinandersetzt und argumentiert, dass es zu moralisch beladen und zu wenig spezifisch ist, um als klinische Diagnose verwendet zu werden.
- Michael Utsch: Er ist ein deutscher Psychoanalytiker und Autor, der kritisiert hat, dass das Konzept der Co-Abhängigkeit zu sehr auf Frauen als Opfer von Suchtkranken fokussiert ist und Männer als Täter darstellt.
- Ulrike Borst: Sie ist eine deutsche Psychotherapeutin und Autorin, die sich ebenfalls kritisch mit dem Konzept der Co-Abhängigkeit auseinandersetzt und argumentiert, dass es zu sehr auf individuelle Faktoren fokussiert und die strukturellen Ursachen von Suchterkrankungen vernachlässigt.
Dies sind nur einige Namen von deutschsprachigen Experten, die sich kritisch mit dem Konzept der Co-Abhängigkeit auseinandersetzen. Es gibt noch viele weitere Experten und Meinungen zu diesem Thema.
(1) Gabor Maté. Im Reich der hungrigen Geister: Auf Tuchfühlung mit der Sucht – Stimmen aus Forschung, Praxis und Gesellschaft. Kandern 2021. Kap. 33
https://www.focus.de/familie/eltern/familie-heute/drogensucht-die-wahre-ursache-von-sucht-geht-auf-diese-6-erlebnisse-aus-der-kindheit-zurueck_id_9162061.html